Im Ruhrpott Silber geschürft
Larissa Stiehler und Nela Herzog werden in Wattenscheid Deutsche U-16-Vizemeisterinnen
Anfangs machte sich Jens Hoyer durchaus einige Sorgen, weil unseren Startern bei der Deutschen U-16-Meisterschaft in Wattenscheid die Nervosität anzumerken war. „Für fast alle war es ja der bislang größte Wettkampf“, sagt der LV-90-Trainer, der hinterher dennoch ein positives Fazit ziehen konnte: „Mit zwei Silbermedaillen sind wir sehr zufrieden, auch wenn noch ein Podestplatz hätte dazu kommen können.“
Für einen der zwei großen Momente sorgte Nela Herzog im Dreisprung. Trotz aller Aufregung gelang ihr dort ein solider erster Versuch (11,27 m). „Ich habe ihr gesagt, sie soll einfach alles machen wie bei jedem anderen Wettkampf auch“, erklärt Jens Hoyer. Mit der Gewissheit, vorn dabei zu sein, konnte Nela nun etwas mehr Risiko eingehen und steigerte sich im zweiten Versuch auf 11,59 Meter. Es war der Sprung, der ihr am Ende Silber einbrachte. Und obwohl zu Gold nur fünf Zentimeter fehlten, war die Freude groß. Schließlich war der Abstand nach hinten auch nicht größer. „Mit dieser Leistung hat sie es in den Bundeskader geschafft“, berichtet Jens Hoyer, der seinem Schützling viel zutraut: „Bislang hat Nela ja nicht so intensiv trainiert wie andere. Sie bringt einfach unheimlich viel Talent mit.“ Dieser Erfolg könnte ein wichtiger Schritt sein, der Aufschwung und Selbstvertrauen bringt. Schließlich sei noch viel mehr möglich bei der LV-90-Athletin, die außerdem im Weitsprung außerdem mit 5,37 Metern den elften Platz belegte.
Während Nela Herzog aufgrund der nationalen Bestenliste von vornherein zu den Medaillenkandidatinnen gehört hatte, waren die Erwartungen im Fall von Larissa Stiehler nicht ganz so hoch. „Sie hatte in der Liste noch einige vor sich, aber die haben in Wattenscheid geschwächelt. Und das hat Larissa ausgenutzt, denn sie war die einzige, die in den Bereich ihrer Bestweite kam“, sagt Trainer Christian Sperling. Gleich zum Auftakt gelangen der Stollbergerin 36,69 Meter. Damit lag sie lange Zeit sogar in Führung. Dass im letzten Durchgang die Top-Favoritin aus Halle doch noch vorbeizog, änderte nichts am Jubel. „Für sie war dieser zweite Platz ein großer Erfolg“, betont Christian Sperling, der einen anderen Starter dagegen trösten musste. Schließlich landete Steven Richter im Kugelstoßen auf dem undankbaren vierten Platz. Mit 17,14 Metern fehlten sechs Zentimeter zu Bronze. Noch einmal zehn Zentimeter mehr, und er wäre als Vizemeister heimgekehrt. Aber auch Steven zeigte sich laut Christian Sperling beeindruckt von der Kulisse: „Die Abläufe bei so einem großen Wettkampf in so einem großen Stadion sind ganz andere. Der Call erfolgt schon eine Stunde vor Beginn, dann gibt es nur zwei Versuche beim Einwerfen, und die Trainer sind auch weit weg.“ Zu spüren war die Nervosität auch im Diskuswerfen, wo der Gelenauer die ersten beiden Versuche ins Netz setzte. Danach reichten 48,91 Meter nur zu Platz 13, obwohl das Finale durchaus möglich war.
Auch auf der Tartanbahn war der LV 90 in Wattenscheid vertreten. Dort zeigte Axel Sven Gerlach über 300 Meter als Siebenter seines Vorlaufs (39,07 s) einen beherzten Lauf. Leider kam er nicht ganz an seine Bestleistung heran , was dem kurzen zeitlichen Abstand zwischen seinem Lauf und der Staffel geschuldet war. Die männliche 100-Meter-Staffel mit Max Meyer/ Axel Sven Gerlach/ Nico Heinzel/ Paul Heymann erzielte dort eine Zeit von 48,17 Sekunden. Dies reichte leider nicht zum Finaleinzug.
Dagegen erreichten die Mädels Helena Zietzsch, Helena Börner, Amira Never und Nela Herzog, die als Startgemeinschaft mit Adelsberg antraten, mit einer Zeit von 50,10 Sekunden den Endlauf. Dort lief es dann allerdings nicht wie gewünscht. „Sie dachten sie hätten einen Wechselfehler begangen und hörten einfach auf. Dabei war eigentlich alles okay. Womöglich war es sogar der beste Wechsel ihres Lebens“, nahm Jens Hoyer diesen kuriosen Moment mit etwas Humor. Er konnte nichts am guten Abschneiden der Erzgebirger im Ruhrpott ändern.