Eine WG mit dem richtigen Dreh
Katharina Maisch holt DM-Silber und kann anderen Tipps geben
In Chemnitz gibt es seit vier Monaten eine interessante Wohngemeinschaft. „Ich wasche, er kocht. Es funktioniert optimal“, sagt Katharina Maisch über ihr Verhältnis zu Cedric Trinemeier, das vor allem sportlich geprägt ist. Dass es von der gemeinsamen Wohnung nur 15 Minuten bis ins Sportforum sind, hat seinen Grund. Denn dort trainieren die beiden bei Kugelstoß-Bundestrainer Sven Lang, der das Duo zum LV 90 gelotst hat. Während die vom TuS Metzingen gekommene Maisch schon länger zur Trainingsgruppe gehört, stieß Trinemeier erst im November aus Mannheim dazu. Beide sind 22 Jahre alt und könnten schon bald zu Aushängeschildern unseres Vereins werden.
Ein erstes Achtungszeichen hat Katharina Maisch am Wochenende gesetzt. In Abwesenheit von Christina Schwanitz deutete die Sportsoldatin bei der Deutschen Hallen-Meisterschaft an, dass sie in die Fußstapfen von Christina treten kann. Mit einer persönlichen Bestleistung von 17,98 Metern gewann Katharina in Leipzig Silber. Zum Meistertitel fehlten nur 16 Zentimeter. „Natürlich ist es schade, dass Katharina die 18-Meter-Marke nicht ganz geknackt hat, aber auch so war es ihr bislang bester Wettkampf überhaupt“, berichtet Sven Lang. Dabei sieht er bei seinem Schützling schon jetzt mehr Potenzial. Dass die 22-Jährige ihre Dynamik in Leipzig nicht ganz ausschöpfte, sei aber nachvollziehbar gewesen: „Wer im Wettkampf zuvor sechs ungültige Versuche hinlegt, der geht ein solch wichtiges Ereignis nun mal etwas vorsichtiger an.“
Trotzdem war Katharina Maisch explosiv genug, um weiter zu stoßen als je zuvor, was wohl auch an ihrer ausgefeilten Drehstoßtechnik liegen dürfte. „Das ist die Zukunft. Die Entwicklung geht ganz klar in diese Richtung“, sagt Lang. Solche Veränderungen seien im Sport normal. Schließlich habe im Hochsprung auch der Flop den Wälzer abgelöst, oder im Skispringen der V-Stil die parallele Skiführung. Der große Vorteil der Drehstoßtechnik bestehe darin, dass – anders als beim Angleiten – auch kleinere Sportler die gleichen Chancen hätten wie die größeren. „Außerdem ist es gelenkschonender“, ergänzt Sven Lang, unter dessen Anleitung auch Sarah Schmidt daher auf die Rotationstechnik umsteigt. „Sie hatte immer Knieprobleme“, sagt der Trainer über die LV-90-Athletin, die erst vor drei Monaten mit dem Einstudieren der neuen Abläufe begann. „Eigentlich dauert so eine Umstellung ein Jahr. Aber ich habe es ihrem Ermessen überlassen, ob sie in Leipzig startet“, so Lang. Sarah Schmidt, die die Drehbewegungen immerhin vom Diskuswerfen kennt, schätzte sich offenbar richtig ein und übertraf mit ihren 16,44 Metern als Sechste die Erwartungen.
Ähnlich lief der Wettkampf für Cedric Trinemeier, der bei den Männern mit 18,44 Metern Siebenter wurde. „Auch für ihn kam der Wettkampf eigentlich zu früh“, so Lang, zumal der Student mit der Rotationsbewegung zuvor noch gar nicht vertraut war. Diskuswerfen stand für ihn nie auf dem Programm, sodass der Umstieg für ihn noch etwas schwieriger ist. Dafür verfügt der 2,02-Meter-Hüne über eine versierte WG-Partnerin, die nicht nur beim Erledigen der Wäsche den richtigen Dreh raus hat. Mit dem ein oder anderen leckeren Essen könnte sich Trinemeier also hilfreiche Tipps verdienen – von einer Athletin, die schon lange mit der Drehstoßtechnik vertraut ist und die internationale Ambitionen hegt. „Die Olympia-Norm von 18,50 Metern hat sie definitiv drauf“, sagt Sven Lang über Katharina Maisch, der er in diesem Jahr einen großen Sprung nach vorn zutraut. Für Sarah Schmidt und Cedric Trinemeier passe es dagegen gut ins Konzept, dass keine anderen bedeutenden internationalen Herausforderungen anstehen. So können sie die Umstellung auf die Drehstoßtechnik in aller Ruhe vorantreiben.