Trotz drei DM-Medaillen nicht zufrieden
„Mit drei Medaillen kann unser Verein zufrieden sein“, meinte LV-90-Trainer Sven Lang nach der Deutschen Meisterschaft in Kassel. Im gleichen Atemzug schränkte er allerdings auch ein: „Die Leistungen sind trotzdem unterschiedlich einzuschätzen.“ Da gab es einerseits eine starke Rückkehrerin, die sich im Kugelstoßring langsam an ihre gewohnte Form herantastet. Auch war da ein starker Debütant auf der Tartanbahn, der gleich bei seinem ersten großen Wettkampf für den LV 90 aufs Podest stürmte. Andererseits war da aber auch eine Sprinterin, die trotz DM-Medaille nicht wirklich glücklich wirkte – und eine Weitspringerin, die nicht zu ihrem Rhythmus fand.
Für die einzige Goldmedaille sorgte Christina Schwanitz, der ihre Schulterblessur kaum noch anzumerken ist. Mit der Saisonbestleistung von 19,49 Metern verwies sie Lena Urbaniak fast mit anderthalb Metern Vorsprung auf Platz 2. „Damit liegt Christina auch in der Bestenliste von Europa vorn“, sagt Sven Lang bereits mit Blick auf die in zwei Wochen anstehende Europameisterschaft. Während Christinas Formkurve kurz vor der Olympia-Generalprobe klar noch oben zeigt, dürfte Rebekka Haase etwas mit ihrer Leistung hadern. Speziell der vierte Platz über 200 Meter (23,47 s) lag in Kassel deutlich unter den Erwartungen. Da war Bronze auf der 100-Meter-Distanz (11,45 s) nur ein schwacher Trost.
Noch größer war die Enttäuschung bei Annika Gärtz, die keinen einzigen gültigen Versuch in die Weitsprunggrube setzen konnte. „Beim Probelauf vor dem Wettkampf war alles in Ordnung, aber als es darauf ankam, ist sie womöglich bei einer falschen Markierung losgerannt“, sucht der ziemlich ratlose Trainer Jens Hoyer nach einer Erklärung. So lief Annika im ersten Versuch durch, ehe sie dann im zweiten und dritten Durchgang jeweils mit dem falschen Bein vorne am Brett ankam. Dabei hätten bereits 6,02 Meter fürs Finale gereicht. Sogar Platz 4 bis 6 wäre nach Hoyers Einschätzung möglich gewesen: „Eigentlich hat sie ja um die 6,40 Meter drauf.“
Nicht an sein Limit ging auch Hendrik Müller. Der Kugelstoßer musste sich angesichts von 17,75 Metern mit Platz 10 begnügen. „Auf die 18 hatten wir schon gehofft“, sagt Sven Lang. Auch Lisa Grünert hatte nichts zu tun mit dem Finale. Allerdings geht es für die gerade erst aus dem Jugendbereich kommende Sprinterin, die den 100-Meter-Vorlauf in 12,18 Sekunden meisterte, vorerst noch ums Sammeln von Erfahrungen. Etwas weiter ist da schon Florian Handt. Der Neuzugang des LV 90 (Jahrgang 1991) sprintete über 400 Meter Hürden aufs Podest. Nachdem er seinen Vorlauf in 51,07 Sekunden gewonnen hatte – insgesamt die viertbeste Zeit – konnte er sich im Finale steigern. 50,94 Sekunden bedeuteten Bronze. Es war die dritte Medaille in einer Meisterschaft, die für den LV 90 mehrere Seiten hatte.