Christina Schwanitz und Tom Walsh glänzen bei 16. Werfertag in Thum
Zunächst einmal gingen alle Blicke nicht ins Stadion gen Weitenmarkierung, sondern nach oben gen Himmel. Rund zwei Stunden hatte es am zeitigen Nachmittag geregnet und weitere dunkle Wolken zogen auf. Doch dann schloss Petrus pünktlich zu Wettkampfbeginn seine Schleusen und gewehrte sogar der Sonne ein wenig Platz. Offenbar wollte auch er einige Blicke erhaschen vom 16. Internationalen Thumer Werfertag, der es in sich haben sollte. Hohes Niveau bot beispielsweise das Diskuswerfen der Männer – gleich sieben der neun Teilnehmer übertrafen 62 Meter. Als abschließende Höhepunkte erwiesen sich die Kugelstoßwettbewerbe, in denen die knapp 2000 Zuschauer einen Krimi und einen Meeting-Rekord erlebten. Doch der Reihe nach…
Der Auftakt war wieder einmal den Jugend-Vertretern vorbehalten – und schon deren Wettbewerbe waren international besetzt. Beachtliche Weiten standen daher auf den Anzeigetafel – so wie die 59,13 Meter des Tschechen Jakub Forejt, der sich damit den Diskus-Sieg in der U 20 sicherte. Da hatte auch Lokalmatador Korbinian Häßler (57,54 m) als Zweiter das Nachsehen. Auch im Kugelstoßen dieser Altersklasse gingen der Sieg nach Tschechien – in Person von David Tupy (18,14 m) – sowie Platz 2 an den gastgebenden LV 90 Erzgebirge, vertreten durch Marc-Aurel Loibl (17,10 m). In der U 18 sicherte sich Matteo Maulana mit 57,42 Metern den Sieg im Diskuswerfen, gefolgt von Florian Schmidt (LV 90/54,06 m). Steven Richter, der in sechs Versuchen ohne gültigen Wert blieb, betrieb im Kugelstoßring Wiedergutmachung. Hinter Sieger Kevin Reim (18,82 m) von der WSG Schwarzenberg-Wildenau belegte der Gelenauer mit starken 18,54 Metern den zweiten Platz.
Für die Männer stand als erstes das Speerwerfen auf dem Programm. Obwohl die ganz Großen wegen der Diamond League passen mussten, hatte sich ein gut besetztes Feld aus vier Ländern zusammengefunden. Der Sieg ging dabei letztlich in die Ukraine. Und zwar weil Oleksandr Nychyporchuk mit 81,77 Metern die beste Weite des Tages erreichte. Als einziger konnte er die 80er-Marke knacken. Für den Zweitplatzierten Petr Frydrych aus Tschechien standen 78,96 Meter zu Buche. Wie der Pole Hubert Chmielak (78,62 m) Bronze holte, war das Podest aus internationaler Sicht bunt besetzt. Bester Deutscher war Jonas Bonewit, der auf Platz 5 landete (70,28 m).
Und weiter ging’s hinüber in den Diskusring, wo es selten so eng zuging wie diesmal. Gleich sieben Athleten übertrafen die 62-Meter-Marke deutlich. In diesem Wettbewerb war auch Skandinavien vertreten – und der Norweger Ola Stunes Isene mischte gleich ganz vorn mit. Seine 64,99 Meter reichten zwar, um den ebenfalls gut aufgelegten Martin Wierig (64,91 m) mit hauchdünnem Vorsprung auf Platz 3 zu verweisen. Den Sieg musste der Norweger allerdings einem Starter aus Rumänien überlassen. Gemeint ist Alin Firfirika, der mit seinen 65,50 Metern an diesem Tag nicht zu schlagen war.
Auch im Kugelstoßen der Damen schien der Siegerpokal diesmal ins Ausland zu gehen. Dabei hatte sich Christina Schwanitz so viel für ihr Heimspiel vorgenommen – nach ihrem starken Auftritt in Zürich womöglich etwas zu viel. „Ich war übermotiviert“, gestand die LV-90-Starterin hinterher – und nannte damit einen Grund, warum beinahe der Balken am Kugelstoßring dran glauben musste. So heftig hatte die WM-Starterin dagegen getreten, weil es zunächst nicht so lief wie geplant. Stattdessen bescherte die unbekümmerte Art von Jessica Ramsey der US-Amerikanerin gleich im ersten Stoß die Führung. Ihre Bestmarke von 18,98 Metern hielt bis zum letzten Durchgang. Dann schlug doch noch die große Stunde von Christina Schwanitz. Angefeuert von den Zuschauern packte sie zum Abschluss 18,99 Meter aus – und dankte anschließend den Fans: „Ihr seid ein tolles Publikum!“ Ein Zentimeter Vorsprung reichte zum Sieg. Der Abstand zu Sara Gambetta (3./18,16 m) vom SV Halle war schon etwas größer.
Der Höhepunkt des Abends sollte aber erst noch folgen. Verantwortlich dafür war der Neuseeländer Tom Walsh, der gleich mit seinem ersten Stoß (22,15 m) einen neuen Meeting-Rekord aufstellte. Da konnten sich die anderen noch so strecken. Gleich sechs Starter übertrafen die 20-Meter-Markierung. Einer davon war der frisch gebackene Deutsche Meister Simon Bayer, der mit 20,12 Metern aber nur Sechster wurde. Er musste zwei US-Amerikanern sowie Mesud Pezer (3./20,90 m) aus Bosnien-Herzegowina den Vortritt lassen. Für einen neuseeländischen Doppelerfolg sorgte Jacko Gill (21,21 m), doch an Walsh kam auch er nicht heran. Der alte und neue Sieger lobte hinterher das Thumer Meeting für seine familiäre Atmosphäre: „Die Ränge sind hier so nah, das bringt Energie.“ Auch der Kontakt zu den Zuschauer ist für den WM-Titelaspiranten ungemein wichtig. Die vielen Autogramm- und Foto-Wünsche empfand er neben dem Siegerpokal als weitere Belohnung für seine Leistung.
Von den jungen Zuschauern, die am Ende Christina Schwanitz, Tom Walsh und Co. um Autogramme baten, waren einige kurz zuvor noch im Einsatz gewesen. Und zwar beim Schlagball-Cup der Grundschulen, bei dem sich diesmal die Grundschule Burkhardtsdorf mit 289,50 Metern die Siegtrophäe sicherte. Auch das war eine knappe Angelegenheit, denn die Gelenauer lagen nur einen Meter zurück. Auch die Teams aus Neuwürschnitz (3./285,50 m) und Dorfchemnitz (4./285,00) machten es spannend und befanden sich in Reichweite. Die jungen Lokalmatadoren aus Thum (277,50 m) mussten sich diesmal mit Rang 5 begnügen, gefolgt von Elterlein (234,50 m). Bei den Jungen erreichten mit Jannik Debray (38,50 m) und Silas Landmann (38,00 m) zwei Gelenauer die besten Einzelwerte, knapp dahinter folgte Erwin Lerchenberger (37,50 m) von der Grundschule Thum. Bei den Mädchen erreichten Nala Kirschkewitz (32,00 m) aus Burkhardtsdorf, Lilly Mauer (27,00 m) aus Elterlein sowie Pauline Schubert (26,50 m) aus Thum die besten Weiten. Erfolgreichste Teilnehmer des Zuschauerwettbewerbs im Steinstoßen waren Lara Böhm und Jeremy Neubert.