Vereinsjubiläum lässt noch etwas auf sich warten
Woher das 90 in unserem Vereinsnamen stammt, ist nicht allzu schwierig herauszufinden. Schließlich offenbart ein Blick in die Historie, dass der Verein 1990 gegründet wurde. 30 Jahre später blieb nun leider keine Zeit, diesen runden Geburtstag gebührend zu feiern. Neben vielen Wettkämpfen fiel auch das Jubiläum der Corona-Pandemie zum Opfer. Aber keine Angst! Wie unser Präsident Knut Schreiter in einem Interview verrät, ist die Feier nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben…
Vor 30 Jahren wurde der LV 90 Thum/Erzgebirge gegründet. Wie sollte dieses Jubiläum gefeiert werden?
Eigentlich war für Ende Oktober eine große Sportlergala im Gelenauer Volkshaus geplant. Mit einem Crosslauf am Kegelsberg, einem Sportlerforum und einem Schulsportfest sollte das Ganze umrahmt werden. Leider musste alles ausfallen, aber wir wollen die Feier 2021 nachholen. Und zwar am Abend des Thumer Werfertags, der am 27. August stattfinden soll. Geplant ist ein Vereinsabend mit möglichst vielen ehemaligen und aktiven Sportlern. Bis dahin haben wir die Corona-Krise ja hoffentlich hinter uns.
Ausgerechnet jetzt kam Corona dazwischen. Wie hat sich die Pandemie auf den Verein ausgewirkt?
Das war eine große Herausforderung für jeden. Ganz wichtig war, stets die Kommunikation innerhalb des Vereins aufrechtzuerhalten. Und das ist uns ganz gut gelungen, wie ich finde. Dank digitaler Hilfe wie den Videoanleitungen und alternativer Trainingsformen sind Trainer und Sportler stets in Kontakt geblieben – und vor allem fit. Ich bin dankbar, dass wir diese Herausforderung auch dank der Unterstützung unserer Sponsoren gemeistert haben. Unter anderem halfen „Intensiv leben“ und das Schilderwerk Beutha dabei, die Hygienekonzepte umzusetzen. In gewisser Weise hat die schwierige Situation sogar geholfen, einen Transformationsprozess für die Zukunft einzuleiten, was die digitalen Möglichkeiten angeht.
Wird das Jahr 2020 dennoch auch für positive Dinge in Erinnerung bleiben?
Leider sind die internationalen Titelkämpfe in diesem Jahr ausgefallen. Die Früchte in Form von Medaillen konnten da nicht geerntet werden, aber das kann nicht über die tolle Entwicklung in unserem Verein hinwegtäuschen. Als bestes Beispiel sei da Steven Richter genannt, der sowohl mit dem Diskus als auch mit der Kugel Leistungen geboten hat, die sogar in internationalem Maßstab herausragen. Aber auch in der Breite ist auf jeden Fall eine Leistungssteigerung festzustellen. Nicht umsonst stellen wir zehn Bundeskader – und damit die meisten in Sachsen. Das war eine echt positive Nachricht, die wir da im November vom DLV erhalten haben.
Wie fällt generell das Fazit der jüngsten Vereinsentwicklung aus?
Erfreulich ist, dass wir trotz der Pandemie stabile Mitgliederzahlen vorweisen können. Die allermeisten haben also auch in dieser schwierigen Zeit zur Stange gehalten, was für die Bindung zum Verein und die Wertschätzung spricht. Dabei haben viele auch Opfer auf sich genommen, als es zum Beispiel darum ging, allein zu trainieren. Nicht zu vergessen sind dabei die Eltern, die mitgeholfen haben und im Verein sowieso häufig mit anpacken. Auch sonst, wenn es zum Beispiel um die Organisation und die Absicherung von Wettkämpfen geht. Nur leider gab es dieses Jahr davon nicht allzu viele. Und durch die ausgefallenen Veranstaltungen sind auch Einnahmen weggebrochen, was zu einigen finanziellen Kürzungen führte. Einschnitte sind in so einer Phase unvermeidlich. Aber es geht darum, die Überlebensfähigkeit und die Liquidität des Vereins zu sichern, und das ist uns gelungen. Ganz wichtig ist dabei, dass uns auch große Sponsoren wie die Erzgebirgssparkasse und EINS weiterhin unterstützen.
Sind mit Blick auf die Zukunft irgendwelche Veränderungen geplant?
Änderungen habe sich in dieser Zeit schon fast zwangsläufig ergeben. So sind wir alle bei unserer Arbeit näher zusammen gerückt. Natürlich nur bildlich gesprochen, denn die Abstandshalten werden stets beachtet. Was ich meine ist, dass wir den Freiraum, der sich durch die Pandemie ergeben hat, auf positive Weise genutzt haben. Das betrifft zum Beispiel die Abstimmung untereinander, die Öffentlichkeitsarbeit inklusive der Homepage und die bereits angesprochene Digitalisierung. Doch natürlich bedarf es immer wieder neuer Anregungen und Veränderungen. Das betrifft auch die Arbeit an unseren Trainingsorten. Neben Thum, Stollberg und Chemnitz sind da ja zum Beispiel noch Annaberg oder Marienberg. Überall brauchen wir noch mehr Begeisterung, noch mehr Sportler und noch mehr Unterstützung aus der regionalen Wirtschaft.
Welchen Höhepunkten blickt der Verein entgegen?
Noch haben wir die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, dass es in den nächsten Monaten auch einige Hallen-Meetings wie das der Kugelstoßer in Rochlitz geben wird. Doch der Blick ist auch schon etwas weiter voraus gerichtet. Christina Schwanitz will bei den Olympischen Spielen in Tokio nochmal voll angreifen. Und dann sind da ja noch die Europameisterschaften für die U 23 und U 18 sowie die U-20-Weltmeisterschaft. Bei all diesen Höhepunkten wollen wir als LV 90 erfolgreich vertreten sein. Für einen Verein aus der Provinz ist das eine richtig tolle Geschichte! Genauso wie die Tatsache, dass wir auch selbst wieder unvergessliche Wettkämpfe organisieren wollen wie das Erzgebirgsmeeting und den Thumer Werfertag am 27. August. Nicht zu vergessen ist dabei, dass wir trotz Corona auch dieses Jahr als einer von wenigen Ausrichtern einen hochkarätig besetzten Werfertag auf die Beine stellen konnten. Damit haben wir in dieser schwierigen Zeit ein wichtiges Zeichen gesetzt.
Wer sind die großen Hoffnungsträger – und was macht sonst noch Mut für die Zukunft?
Alle kann man gar nicht aufzählen. Natürlich hoffen wir, dass Christina bei Olympia noch einmal richtig auftrumpfen kann oder das junge Athleten wie Steven Richter oder Korbinian Häßler 2021 endlich auch international für Furore sorgen können. Aber da gibt es noch viele mehr – angefangen vom Kinder- und Schülerbereich über die Jugend, die auf Landes- und Bundesebene angreifen wird, bis hin zu den etwas älteren Sportlern. Auch dass mit Jolina Lange eine viel versprechende Kugelstoß-Expertin vom TSV Einheit Grimma zu uns gestoßen ist, sagt viel aus. Es gibt so viele Athleten, die Lust auf mehr machen! Aber dabei dürfen wir die Trainer nicht vergessen, ohne die die ganze Entwicklung nicht möglich wäre. Von den ganz jungen Übungsleitern, die zum Teil selbst noch aktiv sind, bis hin zu Oldies wie Rolf Kohlmann, der im Frühjahr bei der Sächsischen Sportlergala in Dresden mit 82 Jahren für sein Lebenswerk geehrt worden ist. Auch er ist immer noch voller Tatendrang – wie alle im Verein!