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Kühler Kopf und Solidarität in der Krise gefragt

Zum Interview unserer Sportlerin Christina Schwanitz in der Freien Presse vom 12.12.2020
Der LV90 Erzgebirge e.V. (LV90) distanziert sich von den Äußerungen seiner Spitzenathletin.
Im Interview kritisiert die Sportlerin die Politik für die eingeleiteten Maßnahmen zur
Bekämpfung der Corona-Pandemie. Knut Schreiter, Präsident des LV90 Erzgebirge e.V.:
„Dieses Statement ist eine persönliche Meinung der Sportlerin, die nicht die Meinung des
Leichtathletikvereines darstellt. Entgegen der Meinung Schwanitz, sieht der LV90 die
getroffenen Maßnahmen als zielgerichtet und angemessen an. Die Sicht der Sportlein ist sehr
persönlicher Natur, alle Familien kämpfen mit der Krise und nicht wenige stehen tatsächlich
am Rande der wirtschaftlichen Existenz! Dies ist bei Frau Schwanitz sicher nicht der Fall!“
Schreiter fordert eine ausgewogene Sicht und Solidarität, als Spitzenathletin, welche seit
Anbeginn von der Gesellschaft gefördert wurde. Daher sollte man seiner Vorbildfunktion
vorallem in einer Krisensituation bewusst nachkommen.
Weiterhin leistet die Zivilgesellschaft und Politik unheimlich viel für den Sport. Der Verein, der
Bund, der Freistaat Sachsen und die Komunen in denen die Sportler des Vereins trainieren
unterstützen den Sport mit erheblichen öffentlichen Mitteln.
Daneben leisten die ehrenamtlichen Übungsleiter, Eltern und Sportler sowie ein ehrenamtlich
arbeitender Vorstand täglich eine pädagogisch wertvolle Arbeit zur Förderung der Kinder und
Jugendlichen. Der LV90 sieht sich als Familie. Deshalb verwundern die bereits mehrfachen
öffentlichen Äußerungen der erfolgreichsten Sportlerin des Vereins zur fehlenden Loyalität
der Sponsoren.
Knut Schreiter: „Frau Schwanitz spricht von Ihren persönlichen Sponsorenverträgen. Die
vielfältigen Sponsoren des Vereins, wie die Erzgebirgssparkasse, die EINS Energie in Sachsen,
Intensiv Leben und Schilderwerk Beutha sowie viele weiteren Sponsoren und Unterstützer,
Kommunen und Leichtathletikverband tragen unsere Arbeit und haben Ihrer Verträge sehr
wohl erfüllt.“ Auch Frau Schwanitz profitiert seit Jahren hiervon, ihr wurde für das Jahr 2020
ein geringeres Honorar vom LV90 gezahlt, da durch Corona kein normaler Wettkampfbetrieb,
keine internationalen Wettkämpfe und dies dem Verein zwangsläufig Einnahmeverluste
bescherten.
Diesen Beitrag erbrachten allen Kaderathleten, damit der Verein auch in Zukunft seinen
gesellschaftlichen Beitrag leisten kann. Frau Schwanitz ist durch einen Arbeitsvertrag bei
ihrem Arbeitgeber Bundeswehr und durch einen Honorarvertrag des LV90 sozial abgesichert
und hat nicht die Einbußen andere Gewerbetreibender und Arbeitnehmer zu fürchten.

„Die Feier holen wir 2021 nach“

Vereinsjubiläum lässt noch etwas auf sich warten

Woher das 90 in unserem Vereinsnamen stammt, ist nicht allzu schwierig herauszufinden. Schließlich offenbart ein Blick in die Historie, dass der Verein 1990 gegründet wurde. 30 Jahre später blieb nun leider keine Zeit, diesen runden Geburtstag gebührend zu feiern. Neben vielen Wettkämpfen fiel auch das Jubiläum der Corona-Pandemie zum Opfer. Aber keine Angst! Wie unser Präsident Knut Schreiter in einem Interview verrät, ist die Feier nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben…

Vor 30 Jahren wurde der LV 90 Thum/Erzgebirge gegründet. Wie sollte dieses Jubiläum gefeiert werden?

Eigentlich war für Ende Oktober eine große Sportlergala im Gelenauer Volkshaus geplant. Mit einem Crosslauf am Kegelsberg, einem Sportlerforum und einem Schulsportfest sollte das Ganze umrahmt werden. Leider musste alles ausfallen, aber wir wollen die Feier 2021 nachholen. Und zwar am Abend des Thumer Werfertags, der am 27. August stattfinden soll. Geplant ist ein Vereinsabend mit möglichst vielen ehemaligen und aktiven Sportlern. Bis dahin haben wir die Corona-Krise ja hoffentlich hinter uns.

Ausgerechnet jetzt kam Corona dazwischen. Wie hat sich die Pandemie auf den Verein ausgewirkt?

Das war eine große Herausforderung für jeden. Ganz wichtig war, stets die Kommunikation innerhalb des Vereins aufrechtzuerhalten. Und das ist uns ganz gut gelungen, wie ich finde. Dank digitaler Hilfe wie den Videoanleitungen und alternativer Trainingsformen sind Trainer und Sportler stets in Kontakt geblieben – und vor allem fit. Ich bin dankbar, dass wir diese Herausforderung auch dank der Unterstützung unserer Sponsoren gemeistert haben. Unter anderem halfen „Intensiv leben“ und das Schilderwerk Beutha dabei, die Hygienekonzepte umzusetzen. In gewisser Weise hat die schwierige Situation sogar geholfen, einen Transformationsprozess für die Zukunft einzuleiten, was die digitalen Möglichkeiten angeht.

Wird das Jahr 2020 dennoch auch für positive Dinge in Erinnerung bleiben?

Leider sind die internationalen Titelkämpfe in diesem Jahr ausgefallen. Die Früchte in Form von Medaillen konnten da nicht geerntet werden, aber das kann nicht über die tolle Entwicklung in unserem Verein hinwegtäuschen. Als bestes Beispiel sei da Steven Richter genannt, der sowohl mit dem Diskus als auch mit der Kugel Leistungen geboten hat, die sogar in internationalem Maßstab herausragen. Aber auch in der Breite ist auf jeden Fall eine Leistungssteigerung festzustellen. Nicht umsonst stellen wir zehn Bundeskader – und damit die meisten in Sachsen. Das war eine echt positive Nachricht, die wir da im November vom DLV erhalten haben.

Wie fällt generell das Fazit der jüngsten Vereinsentwicklung aus?

Erfreulich ist, dass wir trotz der Pandemie stabile Mitgliederzahlen vorweisen können. Die allermeisten haben also auch in dieser schwierigen Zeit zur Stange gehalten, was für die Bindung zum Verein und die Wertschätzung spricht. Dabei haben viele auch Opfer auf sich genommen, als es zum Beispiel darum ging, allein zu trainieren. Nicht zu vergessen sind dabei die Eltern, die mitgeholfen haben und im Verein sowieso häufig mit anpacken. Auch sonst, wenn es zum Beispiel um die Organisation und die Absicherung von Wettkämpfen geht. Nur leider gab es dieses Jahr davon nicht allzu viele. Und durch die ausgefallenen Veranstaltungen sind auch Einnahmen weggebrochen, was zu einigen finanziellen Kürzungen führte. Einschnitte sind in so einer Phase unvermeidlich. Aber es geht darum, die Überlebensfähigkeit und die Liquidität des Vereins zu sichern, und das ist uns gelungen. Ganz wichtig ist dabei, dass uns auch große Sponsoren wie die Erzgebirgssparkasse und EINS weiterhin unterstützen.

Sind mit Blick auf die Zukunft irgendwelche Veränderungen geplant?

Änderungen habe sich in dieser Zeit schon fast zwangsläufig ergeben. So sind wir alle bei unserer Arbeit näher zusammen gerückt. Natürlich nur bildlich gesprochen, denn die Abstandshalten werden stets beachtet. Was ich meine ist, dass wir den Freiraum, der sich durch die Pandemie ergeben hat, auf positive Weise genutzt haben. Das betrifft zum Beispiel die Abstimmung untereinander, die Öffentlichkeitsarbeit inklusive der Homepage und die bereits angesprochene Digitalisierung. Doch natürlich bedarf es immer wieder neuer Anregungen und Veränderungen. Das betrifft auch die Arbeit an unseren Trainingsorten. Neben Thum, Stollberg und Chemnitz sind da ja zum Beispiel noch Annaberg oder Marienberg. Überall brauchen wir noch mehr Begeisterung, noch mehr Sportler und noch mehr Unterstützung aus der regionalen Wirtschaft.

Welchen Höhepunkten blickt der Verein entgegen?

Noch haben wir die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, dass es in den nächsten Monaten auch einige Hallen-Meetings wie das der Kugelstoßer in Rochlitz geben wird. Doch der Blick ist auch schon etwas weiter voraus gerichtet. Christina Schwanitz will bei den Olympischen Spielen in Tokio nochmal voll angreifen. Und dann sind da ja noch die Europameisterschaften für die U 23 und U 18 sowie die U-20-Weltmeisterschaft. Bei all diesen Höhepunkten wollen wir als LV 90 erfolgreich vertreten sein. Für einen Verein aus der Provinz ist das eine richtig tolle Geschichte! Genauso wie die Tatsache, dass wir auch selbst wieder unvergessliche Wettkämpfe organisieren wollen wie das Erzgebirgsmeeting und den Thumer Werfertag am 27. August. Nicht zu vergessen ist dabei, dass wir trotz Corona auch dieses Jahr als einer von wenigen Ausrichtern einen hochkarätig besetzten Werfertag auf die Beine stellen konnten. Damit haben wir in dieser schwierigen Zeit ein wichtiges Zeichen gesetzt.

Wer sind die großen Hoffnungsträger – und was macht sonst noch Mut für die Zukunft?
Alle kann man gar nicht aufzählen. Natürlich hoffen wir, dass Christina bei Olympia noch einmal richtig auftrumpfen kann oder das junge Athleten wie Steven Richter oder Korbinian Häßler 2021 endlich auch international für Furore sorgen können. Aber da gibt es noch viele mehr – angefangen vom Kinder- und Schülerbereich über die Jugend, die auf Landes- und Bundesebene angreifen wird, bis hin zu den etwas älteren Sportlern. Auch dass mit Jolina Lange eine viel versprechende Kugelstoß-Expertin vom TSV Einheit Grimma zu uns gestoßen ist, sagt viel aus. Es gibt so viele Athleten, die Lust auf mehr machen! Aber dabei dürfen wir die Trainer nicht vergessen, ohne die die ganze Entwicklung nicht möglich wäre. Von den ganz jungen Übungsleitern, die zum Teil selbst noch aktiv sind, bis hin zu Oldies wie Rolf Kohlmann, der im Frühjahr bei der Sächsischen Sportlergala in Dresden mit 82 Jahren für sein Lebenswerk geehrt worden ist. Auch er ist immer noch voller Tatendrang – wie alle im Verein!

DLV-Nachricht sorgt für Freude

Zehn LV-90-Athleten mit Bundeskaderstatus

Trotz der aktuellen Corona-Beschränkungen gibt es im Verein durchaus auch Grund zur Freude. „Mit zehn Bundeskader-Athleten haben wir die meisten in Sachsen“, sagt Trainer Sven Lang voller Stolz, nachdem der Deutsche Leichtathletik-Verband die stets für den November üblichen Einstufungen vorgenommen hat. Auschlaggebend dafür waren Ergebnisse sowie Richtwerte hinsichtlich der Leistung.

Angeführt wird das LV-90-Aufgebot weiterhin von Christina Schwanitz. Zwar hatte die Kugelstoß-Weltmeisterin von 2015, die auch zwei EM-Titel aufzuweisen hat, in diesem Jahr zeitweise mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Trotzdem bleiben die Olympischen Spiele des kommenden Sommers in Japan das große Ziel der 34-Jährigen. Nicht umsonst wurde sie als Olympiakader eingestuft.

Im Kugelstoßring führt der DLV außerdem Sarah Schmidt, Katharina Maisch und Cedric Trinemeier vom LV 90 als Perspektivkader – genau wie Diskus-Spezialist Korbinian Häßler. Im Aufgebot sind aus dem Erzgebirge weiterhin Marc-Aurel Loibl (U 23/Kugel), Steven Richter (U 20/Diskus) sowie Florian Schmidt (U 20/Kugel) als Nachwuchskader 1 zu finden.

Nachwuchskader der zweiten Kategorie sind Christopher Arnold, der nach seinem Wechsel an die Leipziger Sportschule weiterhin als Läufer auf der Mittelstrecke für Furore sorgt, sowie Jolina Lange. Bei der Kugelstoßerin handelt es sich um einen Neuzugang in Reihen des LV 90. Nach vielversprechenden Jahren beim TSV Einheit Grimma will sie im Erzgebirge ihre Entwicklung fortsetzen. Viel Erfolg!

Ein kleiner Hoffnungsschimmer

Zu zweit statt allein: In Thum dürfen Kadersportler wieder trainieren

Die Corona-Pandemie hat auch unseren Verein weiterhin fest im Griff. Wegen der Beschränkungen müssen die meisten Nachwuchssportler individuell für sich zuhause trainieren. Mit kleinen Challenges versucht Trainer Maik Werner, die Motivation hochzuhalten. Via Handy werden dabei kurze Videos ausgetauscht, in denen man sich gegenseitig zu Höchstleistungen anspornt. Doch die große Hoffnung liegt darin, dass dies nur eine Zeit der Überbrückung ist und dass es bald wieder losgeht. In kleinem Rahmen ist es sogar schon wieder losgegangen, denn in Thum können Kadersportler ab der U 16 aufwärts wieder trainieren. Entweder mit einem Trainer oder zu zweit als Sportler. Denn auch bei uns gilt die Regelung mit zwei Haushalten. Wir haben Anfang der Woche mal in der Thumer Halle vorbei geschaut – natürlich mit ausreichend Abstand…

Wo sonst großes Getuschel herrscht, das Trainer Maik Werner in den Griff bekommen muss, herrscht diesmal Ruhe. Nela Herzog und Pia Wetzel sind ja an diesem Nachmittag auch nur zweit, um in der Halle ihre Übungseinheit zu absolvieren. Nicht einmal ihr Coach ist mit dabei, hat ihnen nur Pläne zukommen lassen, was alles zu tun ist. Immerhin ist es nicht ganz so leise wie daheim, wo die beiden Leichtathletinnen des LV 90 Erzgebirge in den beiden Wochen zuvor noch jeweils ganz allein ihr Trainingspensum abspulen sollten. „So macht es schon etwas mehr Spaß“, sagt Nela. Mit dem Großteil ihrer Trainingskolleginnen kommuniziert sie auch weiterhin nur via Handy, aber zumindest mit Pia kann sich die Dreisprung-Expertin nun austauschen. „Zuhause bin ich nur alle zwei Tage Rad gefahren“, gesteht die U-20-Athletin aus Dittmannsdorf, die damit den Vorgaben von Maik Werner nicht ganz gerecht wurde. Dafür habe sie sich Pamela Reif zum Vorbild genommen. Ein Fitness-Star im Internet, dessen Übungen auch Nela zum Mitmachen anregten.

„Die Übungen sind fast besser als die unserer Trainer“, ergänzt Pia schmunzelnd. Bewegungsabläufe aus Online-Videos umzusetzen, liege derzeit voll im Trend, wobei die Jungen vor allem auf Sascha Huber stehen würden. „Das ist schon Kraftsport“, erklärt die Thumerin, die lieber Pamela Reif nacheifert. Doch neben deren Übungen tut die U-16-Athletin, die vor allem mit dem Speer erfolgreich ist, noch weitaus mehr für ihre Fitness. Nicht nur Radfahren und Jogging kommen dazu, auch die Hanteln und das Rudergerät daheim benutzt sie. Obwohl ihre Familie sehr sportlich sei, freut sich aber auch Pia, nun endlich gemeinsam mit einer anderen Athletin trainieren zu können. „So fällt einem die Motivation leichter“, sagt sie – und bestätigt damit die Einschätzung ihrer Trainer. Genau wie Maik Werner ist auch Sven Lang davon überzeugt, dass der Teamgeist gerade zu Corona-Zeiten eine wichtige Rolle spielt. Und deswegen hat sich der 58-Jährige dafür stark gemacht, auch in Thum wieder Training anzubieten.

„Wir als LV 90 sind ja Teil des Landesleistungsstützpunktes Chemnitz/Erzgebirge“, erklärt Sven Lang. Entsprechend der sächsischen Corona-Verordnung, die Anfang des Monats in Kraft trat, ist es Kadersportlern ab der U 16 aufwärts daher gestattet, in Thum zu trainieren. „Aber nur mit einem Trainer oder zusammen mit einem anderen Sportler“, sagt Lang und fügt an: „Die Regelung mit zwei Haushalten gilt auch für uns.“ An Sportschulen wie der in Chemnitz wurde das Konzept ab dem 2. November umgesetzt. In Thum mussten die Hygiene-Richtlinien erst noch mit der Stadtverwaltung abgestimmt werden, doch das ist dem LV 90 nun gelungen. „Das ist eine tolle Geschichte, denn es ist wenigstens ein kleiner Schritt in Richtung Normalität“, findet Lang. Bis hin zu den Wettkämpfen sei es dagegen noch ein langer Weg. „Aber der Dezember hat da ohnehin nie eine große Rolle gespielt“, so der Trainer. Erst im Januar gehe die Hallensaison los – hoffentlich auch 2021. Und bis dahin können hoffentlich auch alle anderen Nachwuchssportler wieder gemeinsam trainieren, um den Spaßfaktor zu steigern. Wir drücken die Daumen!

„Mädchen für alles“ sagt Tschüss

LV 90 verabschiedet mit Petra Treppte eine langjährige Leistungsträgerin der etwas anderen Art
Die Feierlichkeiten anlässlich des 30-jährigen Bestehens des LV 90 Erzgebirge musste coronabedingt ausfallen. Eine kleine Party gab es trotzdem im Verein – allerdings aus anderem Anlass. Schließlich wurde Petra Treppte, die als „Mädchen für alles“ etwa die Hälfte der Vereinsgeschichte miterlebt und mitgeprägt hat, verabschiedet. An ihre Bestzeit über 100 Meter kann sie sich ebenso wenig erinnern wie an ihren weitesten Versuch im Kugelstoßen. Und doch ist sie eine feste Größe beim LV 90 gewesen. Während andere wie Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz oder Bundestrainer Sven Lang im Rampenlicht standen, erledigte Petra Treppte stets die Arbeit im Hintergrund.
Nur per Zufall sei sie damals beim Verein gelandet. „Das Arbeitsamt hat mir diese ABM-Stelle vermittelt“, berichtet die gelernte Wirtschaftskauffrau, die sich fortan um die Büroarbeit im Verein kümmerte. Sie als reine Sekretärin abzustempeln, wird der vielfältigen Tätigkeit nicht gerecht. Vom Verkauf der Würstchen bei den Wettkämpfen in Thum oder Gelenau bis hin zu Aufgaben, die denen eines Geschäftsführers gleichkommen, kennt sich die 63-Jährige mit vielem aus. „Bis aufs Training habe ich eigentlich alles gemacht“, sagt sie schmunzelnd.
Auch die Vermarktung gehörte dazu. Eine wichtige Aufgabe, zumal der inzwischen in Gelenau beheimatete Leichtathletik-Verein vor 15 Jahren noch nicht so viel Prominenz zu bieten hatte wie jetzt. „Nur vereinzelt hatten wir Spitzenathleten wie Mareike Rittweg oder Candy Bauer. Auch Sven Lang war noch kein Bundes-, sondern Landestrainer“, erinnert sich Petra Treppte. Trotzdem stellte sie schon damals regelmäßig die Broschüren zusammen, um Mitglieder, Fans und Sponsoren über das Vereinsleben auf dem Laufenden zu halten. In den vergangenen Jahren fiel ihr das wesentlich leichter. Die Erfolgsmeldungen flatterten ihr regelrecht zu. Nicht nur wegen der Elite, zu der neben Christina Schwanitz zum Beispiel auch Sprinterin Rebekka Haase und Weitspringerin Annika Gärtz gehörten, sondern auch wegen der ambitionierten Jugend. Zuletzt sorgte vor allem der Gelenauer Steven Richter mit nationalen Titeln und Weltbestleistungen für Furore. „Schön, wenn die Sportler direkt aus der Region kommen“, freut sich Petra Treppte, die selbst im Burkhardtsdorfer Ortsteil Eibenberg wohnt.
„Der Verein ist immer weiter gewachsen“, sagt die 63-Jährige, die neben der Zahl der Mitglieder vor allem die der Bundeskader meint. Quantität und Qualität sieht sie beim LV 90 vereint, auch wenn das ihr immer mehr Arbeit verschaffte. Im mitunter auch grauen Alltag voller Abrechnungen, Startformulare und Fördermittelanträge stellte der Werfertag stets den Höhepunkt des Jahres dar. Viele Weltstars der Leichtathletik lernte sie dabei persönlich kennen. „Das waren die schönsten Erlebnisse“, sagt Petra Treppte, die ebenso den 25. Vereinsgeburtstag als unvergesslich bezeichnet. Dementsprechend hatte sich die 63-Jährige nun auf das Jubiläum anlässlich des 30-jährigen Bestehens gefreut. Es sollte zugleich ihr Abschied sein, fiel wegen Corona aber aus.
Und so ging das Mädchen für alles, wie es sonst auch immer agiert hatte: eher leise und fast unbemerkt. Immerhin kam bei der kleinen Party heraus, dass sie durchaus auch sportlich das Zeug für eine Karriere beim LV 90 gehabt hätte: „Ich war eine gute Crossläuferin, musste dann wegen einer Knieverletzung aber schon zeitig aufhören.“ Sie fand auf andere Weise in der Leichtathletik ihr Glück und kann sich nun auf den verdienten Ruhestand freuen. „Es war eine tolle Zeit, für die ich allen im Verein dankbar bin“, sagt Petra Treppte, die sich sicher ist, mit Bianca Maneck und Volkmar Gärtz gute Nachfolger gefunden zu haben.

Regen trübt Freude über Medaillen

U-20- und U-18-Landesmeisterschaft in Zittau vorzeitig abgebrochen

Was als einer der letzten Höhepunkte der Freiluftsaison geplant war, ist für viele sächsischen Leichtathleten zu einer Enttäuschung geworden. Ein Teil der U-20- und U-18-Landesmeisterschaften fiel sogar buchstäblich ins Wasser, da der Dauerregen in Zittau die Bedingungen zu gefährlich werden ließ. Nach drei Stunden wurden die Titelkämpfe daher abgebrochen. „Nach Ansicht der Veranstalter waren die Bedingungen irgendwann nicht mehr zumutbar“, berichtet Trainer Maik Werner. Einerseits sei dies vor allem für betroffene Athleten, aber auch für deren Eltern und Betreuer eine bittere Entscheidung gewesen. Die weite Anreise habe sich ebenso wenig gelohnt wie die lange Vorbereitung. Andererseits hatte unser Coach Verständnis für diesen Schritt. Schließlich sei die Verletzungsgefahr auf den nassen Anlagen deutlich gestiegen. Und auch für die durchgeweichten Kampfrichter sei die Situation bei einstelligen Temperaturen alles andere als angenehm gewesen.

Natürlich hatte die Witterung Einfluss auf die Leistungen. Top-Ergebnisse waren rar gesät. Da stellten die 21,07 Meter von Steven Richter im Kugelstoßen eine Ausnahme dar. Unser Wurf-Experte aus Gelenau sicherte sich damit ebenso den Titel wie im Diskuswurf (53,75 m). In beiden Fällen verwies er Michel Gröper auf Rang 3 sowie Jeremy Neubert auf Rang 4. In der U 20 stellte unser Verein mit Sascha Schmidt in diesen beiden Disziplinen den Vizemeister. Er hatte Weiten von 17,87 beziehungsweise 49,75 Metern vorzuweisen. Florian Schmidt folge dahinter. Während es mit der Kugel zu Bronze reichte, wurde es im Diskuswerfen Rang 4. Jeweils einen Platz dahinter landete Marc-Aurel Loibl. Für weitere Goldmedaillen sorgten Axel-Sven Gerlach (U 18/100 m) und Lucienne Schulz (U 20/Kugel). Auch Larissa Stiehler schaffte es aufs Treppchen, indem sie mit 37,67 Metern U-18-Vizemeisterin im Diskuswerfen wurde. In dieser Altersklasse schrammten Nela Herzog (4./100 m) und Helena Zietzsch (6./Kugel) am Treppchen vorbei. Immerhin durften sie sich aber in Zittau noch beweisen. Viele andere durften gar nicht erst antreten, obwohl die Vorfreude groß gewesen war.

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